Vom analytischen Hören im klinischen Dialog

Unbewusste Grundannahmen entstehen aus dem Kern der Persönlichkeit, sind gleichsam Pfeiler, welche die Denkvorgänge des Primär- und Sekundärprozesses und damit auch die Art der gesamten Affekte und Phantasmen eines Individuums tragen. Sie zeigen sich in basalen, zumeist nicht weiter hinterfragten Überzeugungen, welche wegleitend für die Vorgänge des Verstehens, Abschätzens, Einordnens, Antizipierens und Regulierens sind.

Die Arbeitsgruppe der vier an der Autorenschaft dieses Buches beteiligten Personen stellt sich die Aufgabe, sich, anhand eines Erstinterviews mit einem Kind, über die gegenseitigen Grundannahmen und die unterschiedliche Rezeption des klinischen Materials auszutauschen. Im Prozess lösten sich Ansätze von Rechthaberei und Rivalität sofort zugunsten von kreativer Anregung, Interesse und Forschungslust auf, sodass er allseits als sehr stimulativ erlebt wurde. Innerhalb des wechselseitigen Diskurses wurden nämlich nicht nur die eigenen, mehr oder weniger bewussten Grundannahmen deutlich, sondern es traten, ausgelöst durch die Fragen der Gruppenmitglieder untereinander, auch bislang unbewusste Grundannahmen ans Tageslicht.