Raubmord und Verrat
Mit diesem Buch wird Judith Le Soldats 1994 erstmals erschienene Theorie der ödipalen Entwicklung neu aufgelegt, und dies unter dem von der Autorin ursprünglich vorgesehenen Titel ›Raubmord und Verrat‹. Denn dieser wirft uns anders als der etwas sperrige Titel der vergriffenen Erstausgabe (›Eine Theorie menschlichen Unglücks‹) mitten ins Geschehen – die inneren Verhängnisse, in die wir uns Le Soldat zufolge im Verlaufe der ödipalen Entwicklung unvermeidlich verstricken.
Es ist auch kein Zufall, dass der Titel an einen Krimi erinnert: Denn mit Raubmord und Verrat sind nicht nur zwei bedeutsame Ereignisse des inneren, ödipalen Plots benannt – auch die Methode, mit der die Autorin ans Werk geht, erinnert an die akribische Spurensuche eines Detektivs. Schauplatz des Geschehens ist nichts Anderes als Freuds Initialtraum der Psychoanalyse »Irmas Injektion«. Was Le Soldat hier aufdeckt, enthüllt ein ganz anderes und heftigeres Drama, als es die klassischen psychoanalytischen Konzepte zum Ödipuskomplex bisher annehmen liessen.