Übertragung und Gegenübertragung im therapeutischen Prozess
Der Autor entwickelt ein umfassendes Modell der Übertragung und untersucht ihr komplexes Zusammenspiel mit der Person und den Gegenübertragung des Analytikers.
Anhand vieler Beispiele aus der unmittelbaren Behandlungspraxis wird anschaulich aufgezeigt, wie Therapeut und Patient in gemeinsamer Interaktion zur Entstehung der jeweiligen Übertragungsbeziehung beitragen. Selbst bei einer neutralen analytischen Haltung wird der Therapeut Teil der Modellszene des Patienten. Wenn aber ein Mitagieren schon unvermeidlich ist, wie ist es dann möglich, damit konstruktiv zu arbeiten? Wie kann verhindert werden, dass sich das neurotische Drama des Patienten in der therapeutischen Behandlung nochmals wiederholt?
Vor dem Hintergrund der Objektbeziehungstheorie und der Kleinkindforschung haben neuere Strömungen in der Psychoanalyse wie auch die Selbstpsychologie und die interpersonelle Theorie sehr interessante und brauchbare Methoden entwickelt, um Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesse gezielt zu bearbeiten. Der Schwerpunkt des Vorgehens verschiebt sich dabei zusehends auf die Bearbeitung der Konflikte im Hier und Jetzt der therapeutischen Beziehung. Moderne Psychoanalyse wird so zur Beziehungskonflikttherapie, in der der Analytiker sein unvermeidbares Involviertsein anerkennt und den Kontakt zu seinem Patienten direkter, lebendiger und heilsamer gestalten kann.