Forschung in der Psychoanalyse – Forschung in der SGPsa

Die Forschung in der Psychoanalyse ist seit Sigmund Freud die Basis unserer Profession als Psychoanalytiker. Ausgehend von seinen Patientenbehandlungen als Nervenarzt hat Freud eine Lehre zur Psyche des Menschen entwickelt, die er fortwährend empirisch mit den Methoden der Psychoanalyse und im validierenden Austausch mit seinen Kollegen überprüft und differenziert hat. Dieses Forschungsvorgehen haben alle seine Nachfolger fortgesetzt und mit den wissenschaftlichen Forschungsmethoden der letzten hundert Jahre ergänzt. International bekannte Wirksamkeitsstudien ebenso wie die Forschungsaktivitäten im Rahmen der SGPsa in der Kommission für psychoanalytische Forschung oder zum Germaine-Guex-Preis und in den Vortragsangeboten der SGPsa-Regionalzentren legen davon beredtes Zeugnis ab.

Die Schweizerische Gesellschaft für Psychoanalyse (SGPsa) zeichnet sich bis heute durch eine hundertjährige Tradition klinischer und akademischer Forschung in der Psychoanalyse mit internationaler Vernetzung aus. Praktiziert wurde und wird sie in der psychoanalytischen Arbeit, an Kliniken und Lehrstühlen der Universitäten Genf, Bern, Zürich, Basel, Lausanne – verbunden mit der internationalen Psychoanalyse in Europa und Nord- und Südamerika. Würdigungen der vielen namhaften SGPsa-Psychoanalytiker als Forscher finden sich in den historischen Überblicken zur Entwicklung der SGPsa auf der Website der SGPsa und des FIZ und im Bulletin der SGPsa.


Psychoanalytische Forschung weltweit

> Auszug aus einem Text der IPA-Website

Nach Freud besteht die beste Methode, um die Funktionsweise der menschlichen Psyche zu erforschen, in der sorgfältigen Untersuchung der Aufeinanderfolge ihrer Äußerungen, insbesondere der Gedanken und Gefühle, Träume und Fantasien und der Zusammenhänge, in denen sie auftreten. Die Methode der freien Assoziation (siehe oben) erwies sich als das zentrale Werkzeug der psychoanalytischen Forschung. Ein Patient, der (so ungehemmt wie möglich) dem Analytiker erlaubt, der Entstehung seiner Ideen nachzuspüren, wird seine individuelle Version der allgemeinen psychischen Prozesse darstellen – d.h. Impulse und Wünsche, die Ängste hervorrufen, die ihrerseits wieder Abwehrmechanismen auslösen; die eigenwillige Interpretation einer aktuellen Wahrnehmung unter dem Einfluss ungelöster Konflikte aus der Vergangenheit; oder die Art, mit Fantasien und Gefühlen umzugehen, um ein basales Gefühl von Sicherheit und innerer Balance aufrechtzuerhalten. Die psychischen Vorgänge zu verstehen, ist deshalb gleichzeitig eine Therapiemethode zur Linderung oder Heilung wie auch die Methode der psychoanalytischen Forschung.

Die psychoanalytische Forschung hat mit den oben beschriebenen Mitteln über viele Jahre eine Vielzahl neuer Einsichten in mentale Funktionen gewonnen, die in den verschiedenen Strömungen und Schulen der Psychoanalyse (siehe oben) aufgegriffen worden sind.

Darüber hinaus hat sich die wissenschaftliche Forschung zum Ziel gesetzt und es auch erreicht, über vergleichende, Langzeit- und Nachuntersuchungen die Effektivität der Psychoanalyse und der psychoanalytischen Psychotherapie zu belegen. Verschiedene Elemente der Behandlung, wie der Interventionsstil, die Häufigkeit der Sitzungen, die Beziehung zwischen Patient und Psychoanalytiker / Therapeut oder die Anwendungsmöglichkeiten der psychoanalytischen Behandlung auf verschiedene Arten psychischer Probleme sind wissenschaftlich erforscht worden, was zu Modifizierungen und Anpassungen der Behandlungsführung und (mancherorts) zur Anerkennung psychoanalytischer Behandlungsformen bei der Kostenerstattung durch die Krankenkassen führte. Auch Forschungsprojekte, die darauf abzielen, Wechselwirkung und Zusammenhänge zwischen der psychischen Tätigkeit und der neurophysiologischen Funktionsweise des Gehirns zu verstehen, haben Fortschritte gemacht.

Die IPA unterstützt die psychoanalytische Forschung durch die Ausbildung von Psychoanalytikern in grundlegenden Forschungsmethoden, den Aufbau von Datenbanken zu Forschungsergebnissen, die Initiierung von Arbeits- und Diskussionsgruppen, die Vergabe von Forschungsstipendien für einen weiten Bereich klinischer, experimenteller und konzeptueller Themenstellungen, sowie durch die weltweite Förderung der Verbindungen zwischen Universitäten und Forschungseinrichtungen.


Literatur zur Forschung in der Psychoanalyse

Alle diese Bücher und Artikel können Sie in unserer Bibliothek ausleihen:

  • Marianne Leuzinger-Bohleber, Mark Solms und Simond E. Arnold: Outcome reserach and the future of psychoanalyses: Leichsenring, F., Klein, S. (2020). Evidence for psychodynamic psychotherapy in specific mental disordes. A systematic review, S. 9-127.
  • Leichsenring, F., Rabung, S. (2008). Effectiveness of Long-Term Psychodynamic Psychotherapy: A Meta-Analysis. Journal of the American Medical Association, 300 (13): 1551-1565.
  • Knekt, P., Lindfors, O., Härkänen, T., Välikoski, M., Virtala, E., Laaksonen, M.A., Mart-tunen, M., Kaipainen, M., Renlund, C. (2008a). Randomized trial on the effectiveness of long- and short-term psychodynamic psychotherapy and solution-focused therapy on psychiatric symptoms during a 3-year follow-up. Psychol Med, 38: 689–703.
  • Knekt, P., Lindfors, O., Laaksonen, M.A., Raitasalo, R., Haaramo, P., Järvikoski, A. (2008b). Effectiveness of short-term and long-term psychotherapy on work ability and functional capacity – A randomized clinical trial on depressive and anxiety disorders. J Affect Disord, 107: 95–106.
  • Leichsenring, F. (2008). Die Göttinger Psychotherapiestudie – Ergebnisse analytischer Langzeitpsychotherapie bei depressiven Störungen, Angststörungen, Zwangsstörungen, somatoformen Störungen und Persönlichkeitsstörungen. Forum Psychoanal, 24: 193–204.
  • Marttunen, M., Likoski, M., Lindfors, O., Laaksonen, M.A., Knekt, P. (2008). Pretreat-ment clinical and psychosocial predictors of remission from depression after short-term psychodynamic psychotherapy and solution-focuses therapy: A 1-year follow-up study, Psychother Res, 18: 191–199.
  • Saarinen, P.I., Lehtonen, J., Joensuu, M., Tolmunen, T., Ahola, P., Vanninen, R., Kuikka, J., Tiihonen, J. (2005). An Outcome of Psychodynamic Psychotherapy: A Case Study of the Change in Serotonin Transporter Binding and the Activation of the Dream Screen. American Journal of Psychotherapy, 59 (1): 61-73.
  • Leuzinger-Bohleber, M., Stuhr, O., Rüger, B., Beutel, E. (2001). Langzeitwirkungen von Psychoanalysen und Psychotherapien: Eine multiperspektivische, repräsentative Katamnesestudie, Psyche, 55: 193-276.
  • Sandell, R., Blomberg, J., Lazar, A., Carlsson, J., Broberg, J., Schubert, J. (2001). Unterschiedliche Langzeitergebnisse von Psychoanalysen und Langzeitpsychotherapien. Aus der Forschung des Stockholmer Psychoanalyse- und Psychotherapieprojektes, Psyche, 55: 278-310.
  • Sandell, R., Blomberg, J., Lazar, A. (1999). Wiederholte Langzeitkatamnesen von Langzeit-Psychotherapien und Psychoanalysen, Z Psychosom Med und Psychother, 45, 43-56.
  • Sandell, R., Blomberg, J., Lazar, A. (1997). When reality doesn’t fit the blueprint: doing research on psychoanalysis and long-term psychotherapy in a public health service program. Psychotherapy Research, 7:333-344.
  • Leuzinger-Bohleber, M. (2003). How to study the ‘quality of psychoanalytic treatments’ and their long-term effects on patients‘ well-being: A representative, multi-perspective follow-up study. Int J Psychoanal, 84: 263–290.
  • Taylor, D. (2008). Psychoanalytic and Psychodynamic Therapies for Depression: The Evidence Base. Advances in Psychiatric Treatment, 14: 401-413.

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